Teil 2: Spielanalyse mit @AlexAlxalix

In dieser Spielanalyse haben wir gemeinsam ein Spiel geschaut und probiert zu verstehen, wie @AlexAlxalix über bestimmte Methoden zu gewissen Aussagen gelangt. Am Anfang stellt @AlexAlxalix den Vor- und Nachbereitung-Prozess seiner Analysen kurz dar. Anschließend wird das Gespräch vor dem Spiel kurz wiedergegeben, bevor wir dann in die konkretere Analyse gehen. Die Struktur des Gesprächs wurde kaum verändert, um möglichst viel von der ursprünglichen Form zu erhalten. 

(0) Vor- und Nachbereitung einer Analyse

Ich beginne meine Vorbereitung auf die Spiele immer Sonntagnacht, wenn ich mir die für mich interessantesten Spiele der Woche auswähle. Dann erstelle ich auch schon ein Template für alle Spiele auf einem meiner Blöcke, um Einzelspielereindrücke festzuhalten. Während der Spiels habe ich dann einen weiteren Block, auf dem ich mir Timecodes von spannenden Szenen aufschreibe. Nach dem Spiel ergänze ich dann Einzelspielerbeobachtungen in die große Excel-Tabelle all meiner Einzelspielerbeobachtungen. Anschließend erstelle ich für jedes Spiel noch eine Analyse, für die ich Aufstellungsgrafiken erstelle, taktisch interessante Szenen einfüge und den Spielverlauf sowie Auffälligkeiten beschreiben. Im Nachhinein kann ich dann nochmal auf jedes von mir geschaute Spiel anhand eines solchen Match Reports zurückblicken.

von @AlexAlxalix

(1) Diskussion vor dem Spiel

Wieso interessierst du dich stärker für Spieler als für mannschaftstaktischen Aspekte?

Ich weiß nicht wirklich. Vielleicht eine Faszination für Einzelspieler. Wenn man anfängt, ist der Blick auf Einzelspieler einfacher. Es ist leichter Fan eines Spielers zu sein als von einer Mannschaft.

Würdest du sagen, dass du erstmal einen groben Überblick über die Spieler haben willst und dann anschließend in „taktischere“ Aspekte gehst? Leitest du viele taktische Erkenntnisse über die Spieler ab?

Tatsächlich ja, ich habe vor ein paar Jahren angefangen einzelne Spieler zu analysieren. Da habe ich mir aufgeschrieben, wie viele Schüsse ein Spieler pro Spiel hat oder wie viele Schüsse ein Spieler vorbereitet. Ich habe also damit begonnen einzelne Aktionen von Spielern zu quantifizieren. Da ich so angefangen habe, geht der erste Blick auf die Spieler. 

Taktische Aspekte kann man vom Spieler nicht so gut trennen. Würdest du sagen, dass du taktische Dinge losgelöster vom Spieler beobachtest und auch unabhängig vom Spieler denkst?

Ich würde sagen, dass ich das momentan schon trennen. Aktuelle ist es so, dass ich mir weniger Notizen mache und erstmal probiere das „komplette“ Spiel zu verstehen. 

(3) Analyse des Spiels

Was ist das Erste worauf du achtest?

Der erste Blick geht auf die Grundstrukturen. Also wo die einzelnen Spieler stehen. Es geht mir darum einen ganzheitlichen Blick zu bekommen. 

[klare Aufbauszene von Gladbach. Stuttgart presst]

So eine Szene ist für mich interessant. Eine geordnete Aufbauszene von Gladbach. Die erste ordentliche Aufbauszene ist immer ein guter Anfangspunkt, dann kann man schon erkennen, wo positionieren sich die Spieler von der offensiven und defensiven Mannschaft. Solche Szenen notiere ich mir dann, damit ich sie mir nachher nochmal anschauen kann. 

Was dann auch interessant ist, ist ab wann gepresst wird. Die Szene, wo das erste Mal gepresst wird, ist vergleichbar mit der grundsätzlichen Struktur. Diese Strukturen [im Ballbesitz und ohne Ball] zu kennen, helfen einem um zu verstehen, was bald passieren könnte und wie sich die Mannschaften grundsätzlich verhalten wollen.

Also kann man sagen, dass du erst mal die Grundstruktur sehen willst und die in mit und ohne Ball aufteilst. Dann hast du schon ein festes Wissen und anhand von diesem Wissen leitest du dir ab, was passieren wird und veränderst dann spezifisch deinen Fokus?

Ja genau. Wenn man weiß, wie sich eine Mannschaft aufstellt, kann man sich z.B fragen: was bietet der Stürmer für Läufe an, wenn die Mannschaft den Ball hat? Solche Dinge sind dann für mich interessant, wenn ich die grundsätzlichen Strukturen verstanden habe. 

Wieso nimmst die Bewegung des Stürmers wahr? Nimmst du die Bewegungen wahr, weil sie eine Abweichung von der grundsätzlichen Struktur darstellen?

Ich denke schon, dann schaue ich fokussiert auf einen Spieler.

Wie entsteht dieser Fokus? Weil du Interesse an dem Spieler hast oder weil du seine Bewegungen wahrgenommen hast?

Ich glaube, dass passiert instinktiv. Man nimmt 1-2 interessante Aktionen wahr und dann fängt man an die zu beobachten. Das passiert mir häufig bei Raumdeutertypen wie Müller, Alli oder van de Beek. Dann schaue ich halt, wie bewegen die sich isoliert. Dann ergibt sich ein Gesamtbild. Wenn man weiß, wie sich die Mannschaft grundsätzlich bewegt, merkt man, wie sich der Spieler in diesem Konstrukt bewegt. 

[Ball im Mittelfeld. 2-gegen-2 Zuordnung zwischen Kramer/Neuhaus und Endo, Mangala]

Jetzt ist es für mich interessant, wie sich die beiden Mittelfeldlinien bewegt haben. Wie also die Struktur zwischen denen aussah. Wie sich da defensive-gegen-offensive verhält.

[Endo schiebt aus der Mittelfeldkette und presst Neuhaus]

Das war gerade spannend, wie Endo da direkt draufgeht. Mir fällt da auf, wie der Spieler sofort diesen Pressingmoment erkennt.

Leitest du über diese Szenen ein Attribut des Spielers ab?

Ja, zum einen vom Spieler, aber auch von der Mannschaft. Also wann die Mannschaft pressen möchte. Der Spieler erkennt hier eine Pressingsituation, aber wenn etwas häufiger passiert, dann kann man auch davon ausgehen, dass es ein Plan von Stuttgart ist. 

[Pass von Anton in den Halbraum zu Gonzalez]

In dieser Szene spielt Anton direkt in den Halbraum auf Gonzalez. Das ist kein typisches Aufbaumuster. Da ich viele Spiele schaue, fällt mir oft auf, wenn eine Mannschaft etwas anderes macht.

Du nimmst den Pass wahr und stellst fest, dass er ein erhöhtes Risiko als ein Pass nach außen darstellt. Das empfindest du als Abweichung von der Norm und typisch für Stuttgart?

Ja. Im Endeffekt geht es auch immer um die Quantität der Aktionen. Wenn man in 10. Minuten zweimal feststellt, dann behält man es im Hinterkopf und nimmt es auch im Verlauf des Spiels häufiger wahr.

Da wird die Wahrnehmung also über ein schon bekanntes Muster geprägt. Wie würdest du sagen, wird die Wahrnehmung bei der Fußballanalyse gesteuert? Würdest du sagen die Wahrnehmung wird durch das gesteuert, was man gerne sieht?

Ich denke tatsächlich ja. Wenn man eine bestimmte Art von Fußball mag, schaut man das auch häufiger und auf diese spezielle Art von Fußball wird man dann „getriggert“. 

Und diese Muster erkennt man dann auch schneller wieder? 

Wenn du Fan von einer Mannschaft bist, dann schaust du die meisten Spiele einer Mannschaft. Da können auch Fans, die kein Verständnis von Taktik haben diese Muster erkennen. Sie können sie vielleicht nicht sprachlich benennen, aber sie können sie erkennen. Indem man andere Arten von Trainern/Mannschaft schaut, wird das [Erkennen von bestimmten Mustern] immer größer und man denkt das Spiel stärker über spezifische Prinzipien und nicht von der eigenen Mannschaft aus. 

Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen sehr viel Fußball schauen und auch viele Dinge wahrnehmen, aber eben nur bis zu einem gewissen Punkt. Ich frage mich, wie man dazu kommt, dass man eben auch andere Muster wahrnimmt?

Bei mir kam es über die Analyse im Nachhinein. Ich kann dort ein Video von 20 Sekunden 50 mal anschauen und in kleinste Teile zerlegen. Dadurch bekomm ich dann verschiedene Aspekte einer Szene mit und kann andere Dinge ableiten auf die ich dann später achte. Letztes Jahr habe ich mich viel mit Finten beschäftigt. Dadurch ist bei mir ein „Fokuspunkt“ entstanden, den ich jetzt viel genauer wahrnehme.  

Umso häufiger und intensiver das Spiel geschaut wird, umso kleinteiliger sind die Muster, die man wahrnimmt?

Ja, würde ich auch sagen. 

[Gegensätzliche Bewegung Stindl und Lainer. Pass in die Tiefe zu Lainer. Anschließend Flanke an den zweiten Pfosten.]

Und diese Szene würde ich mir im Nachhinein nochmal anschauen. Da nimmt man ein Muster war, wie sich die Mannschaft Chancen erspielen will. Es gibt Aufbau-, Übergangsspiel und Chancenerarbeitung. Aufbau- und Übergangsspiel kann man gut erkennen, aber Chancen sieht man seltener. 

Wenn man dann eine z.B eine gegensätzliche Bewegung sieht, dann schreibe ich mir die auf. Und wenn ich das nochmal sehe, dann kann ich das genauer zuordnen. 

Also du nimmst dieses ein bestimmtes Muster wahr, dieses Muster beobachtest du dann und schattierst es?

Ja, genau.

[Flanke Sosa. Gonzalez bewegt sich in den Strafraum]

Bei der Flanke habe ich jetzt gerade auf die Bewegung von González geschaut. 

Hast du eine Theorie dazu, wie sich der Fokus verändert? Dass man irgendwann nicht mehr auf den Ball schaut, ist ja verständlich, aber wie kommt es dazu, dass man bei solchen Situationen auf González schaut. Hast du vorher ein Muster wahrgenommen und willst dieses abgleichen?

Ich glaube ja. Ich weiß nicht, ob man diesen Schritt unbewusst macht. Ich habe diesen Schritt sehr bewusst gemacht.

[Elfmeter. Gegensätzliche Bewegung Stindl und Lainer]

Die Entstehung des Elfmeters ist auch sehr spannend. Da hat man wieder die gegensätzliche Bewegung. So etwas würde ich dann in meine Analyse schreiben, da es ein erfolgreiches Key-Match-Up in dem Spiel war. Man weiß nie, wie sehr ein Muster geplant ist, wenn man es nur 1-2 mal pro Spiel sieht. Ich möchte deswegen nicht in jede Szene etwas reininterpretieren, sondern nur wenn sie häufiger vorkommen. 

Findest du nicht, dass die Muster unabhängig von der Intention, also geplant oder nicht geplant, wichtig sind? 

Ich glaube von außen ist es einfach immer schwer zu bewerten, ob sie geplant sind oder nicht. 

Aber muss diese Entscheidung überhaupt getroffen werden?

Ich denke nicht, dass man es unbedingt machen muss. Aber umso häufiger etwas passiert, um so geplanter ist es für mich. 

Ändert es für dich etwas an der Einordnung der Szene, wenn sie geplant oder ungeplant ist?

Es ist schwer zu beschreiben. 

Ich finde es spannend, weil man sich viel mit der Kritik konfrontiert sieht, dass Fußballanalyse unwissenschaftlich sind. Die ist ja bis zu einem gewissen Grad durchaus berechtigt, aber da wird der Taktik-Szene oft vorgeworfen, dass bestimmten Szenen eine Intention/Geplantheit unterstellt wird, die so nicht vorhanden ist. Aber ist es nicht wichtig wiederkehrende Muster herauszuarbeiten, unabhängig davon ob sie geplant oder nicht geplant sind? Auch ungeplante Szenen haben doch einen großen Einfluss aufs Ergebnis. 

Ja, ich denke am Ende ist es entscheidend wie groß der Einfluss auf das Ergebnis ist. Szenen, auch wenn sie ungeplant sind, die einen großen Einfluss haben, sind immer wichtig. 

Würdest du sagen, dass du die Szenen abhängig von ihrem Effekt höher bewertest, als sie es tatsächlich sind?

Es ist halt immer die Frage, woraus man eine Erkenntnis herauszieht. Viele Muster einer Mannschaft zeigen sich auch in den Toren. Aber ich glaube, dass man aus den Toren mehr ableitet. Normalerweise finde ich eine Szene spannend, weil es interessantes Muster gibt. Bei Toren schaue ich mir die Szene an, weil es ein Tor ist, dann kann es sein dass man dann ein Muster vermutet, welches es aber am Ende vielleicht nicht gibt. 

Also man schaut die Szene dann um der Szene-Willen und nicht weil es ein interessantes Muster gibt?

Ja, dass ist so diese typische Form von Bias, die du haben kannst. Dass du im Endeffekt einfach zu sehr aufs Resultat schaust und dann voreingenommen bist. Das Ziel sollte es sein möglichst objektiv zu sein.  

[Finte von Neuhaus. Leichte Körpertäuschung]

Diese Finte von Neuhaus macht mir auch extrem viel Spaß. Es ist eine individualtaktische Aktion, die aber einen riesigen Effekt auf die Mannschaft haben kann. Im Endeffekt ist es halt so, und das klingt extrem floskelhaft, aber Fußball wird von den einzelnen Spielern gespielt. Und wenn ein Spieler eine bestimmte individualtaktisch Qualität hat, dann kann der Effekt davon einen riesigen Einfluss auf die gesamte Mannschaft haben. 

[Positionsrochade. Über die vorher ein paar mal geredet wurde. Castro lässt sich seitlich fallen, öffnet den Pass in den Halbraum]

Auch da wieder, diese leichte Positionsrochade. Castro lässt sich fallen und Gonzalez kommt in den Halbraum. Wenn etwas so ein wenig aus der grundsätzlichen Struktur weg bricht, ist das sehr interessant. Und Gonzalez hat in diesem Spiel auch einen sehr hohen Bewegungsradius. Das ist spannend, weil ich Gonzalez eher als Konterstürmer eingeordnet hätte. Wenn er sich dann fallen lässt, dann habe ich das Gefühl, dass das nicht so stark mit ihm zusammenhängt, sondern eher auf die Mannschaft zurückzuführen ist. 

Also Aktionen die über die „natürlichen“ Aktionen des Spielers hinausgehen, verordnest du eher auf einer mannschaftstaktischen Ebene?

Ja, teilweise interpretiere ich dann wahrscheinlich auch ein bisschen zu viel rein. Es kann auch sein, dass sich ein Stürmer fallen lässt, weil er wenig vom Ball hatte. Aber wenn das öfter passiert und dann auch mit den Bewegungen der anderen Spieler zusammenpasst, dann ist es definitiv etwas, dass mir auf fällt. 

[Ähnliches Muster wie in der Szene davor]

Da stand Gonzalez viel tiefer.

Ja, der ist jetzt teilweise schon so eine Art Zehner.

Und Castro stand auch höher bei dem Pass von Kempf. Also auch wieder so eine Variation vom Pass in den Halbraum

Das ist auch entscheidend. Man kann Muster auf verschiedene Arten erzeugen, es ist wichtig wie sich bestimmte Muster je nach Spielermaterial und Ausgangssituation gestalten.

[Castros Rolle nach dem Wechsel]

Castro ist viel tiefer in den letzten Minuten geworden. Da merkt man den Einfluss des Wechsels. Aber auch dass das Spiel schon fortgeschrittener ist. Es könnte auch eine Anpassungen sein, dass du im Aufbau einen Spieler mehr im Zentrum hast.

Ist die Frage nach der Ursache für dich in der Analyse wichtig? Oder würde es dir auch reichen die Muster einfach festzuhalten?

Es würde mich langfristig einfach interessieren. Also wie abhängig sind bestimmte Muster also z.B von einem bestimmten Spieler. Aber die Ursache kann man mit einem Spiel nur schwer beurteilen. Dafür ist die Menge der Aktionen zu klein. 

Vielleicht wird die Ursache vielleicht auch erst dann wichtig, wenn man etwas verändern möchte. Mir fällt gerade auf, wir haben eigentlich die ganze Zeit nur über Stuttgart geredet. 

Ich habe tatsächlich das Gefühl, wenn ich ein Spiel analysiere, lege ich den Fokus immer Instinktiv auf ein Team. Ich glaube, dass der Fokus auf eine Mannschaft hilft. Erst im Nachhinein fällt einem dann die zweite Mannschaft auf. Ich weiß auch gar nicht, wieso das passiert. Es ist nicht so, dass es  unbedingt die Mannschaft ist, die den ersten „Fokus“ hatte. In diesem Spiel war es ja Gladbach. Aber trotzdem wurde der Blick auf Stuttgart dann doch ein Tick interessanter.

Fällt es dir schwer dich von wahrgenommenen Mustern zu lösen, also wenn du sie einmal erkannt hast?

Ich glaube, man kann es erkennen, wenn die Mannschaft sich von einem Muster löst. Aber komplett neue Muster zu erkennen ist schwierig. Ist mir bei Atletico Madrid neulich passiert. Die habe ich jahrelang im 4-4-2 beobachtet. Dann haben die mit einer Dreierkette gespielt und dann dachte ich die ganze Zeit, dass es eine asymmetrische Viererkette ist und habe länger gebraucht, um zu erkennen, dass es eigentlich eine ganz normale Dreierkette ist. 

Kenne ich auch. Man geht dann von einem bestimmten Standpunkt aus und interpretiert von dem heraus. 

Davon kann man sich dann auch schwer lösen, weil die Muster einfach so präsent sind. Und dann denkt man, huch, da ist das Muster wieder, dabei ist es im Endeffekt etwas ganz anderes. Das ist wie, wenn du eine falsche Technik hast (ich bin Tennislehrer, deswegen fällt mir diese Analogie gerade ein). Eine falsche Technik ist viel schwieriger abzutrainieren als neue Bewegungen komplett anzulernen 

Wie fängst du an neue Muster wahrzunehmen? Also das Erkennen von neuen Mustern zu lernen?

Ich schaffe es wenn ich nochmal reflektiert drangehe und überlege, ist es jetzt wirklich das was die Mannschaft spielt hat. Oder wenn ich mich ganz spezifisch auf einen Mannschaftsteil fokussiere. Grundsätzlich kannst du von einem Spieler auf die ganze Mannschaft schließen oder von der Mannschaft auf einen Spieler. Wenn es darum geht neue Muster zu erkennen, dann kann man sich die von einem einzelnen Spieler oder von einem einzelnen Mannschaftsteil ableiten. 

[Zwei Spieler gehen gleichzeitig in die Tiefe]

Hier gehen beide Spieler in die Tiefe. Da denke ich dann, dass es nicht wirklich geplant war. Aber ist auch schwierig zu bewerten, weil man natürlich davon ausgeht, dass in dieser Situation eine Anspielstation geholfen hätte. Vielleicht war der Plan auch, dass alle in die Tiefe gehen soll. Wenn etwas umerfolgreich ist, dann kann man schwieriger zerlegen, was davon geplant ist und was nicht. 

Also etwas was nicht erfolgreich ist, ist schwieriger zu bewerten. 

Es ist einfacher etwas erfolgreichem einen Plan zu unterstellen als etwas nicht erfolgreichem. 

Das ist auch eine Art von Bias. Deswegen finde ich diese geplant/ungeplant-Kategorie sehr gefährlich. 

Die unterschiedlichen Arten von Bias finde ich sehr spannend, weil eigentlich möchte man die so klein halten wie möglich, aber das ist eben so extrem schwer.Die Kategorie geplant/ungeplant gehört halt mit dazu. Letztendlich ist das eben eine gewisse Form von Erfolg. Die erfolgreiche Erfüllung deines Plans bedeutet Erfolg. Von außen ist das nicht immer zu erkennen. Aber für den Trainer ist das mit das Entscheidendste und dann sollte man probieren, das auch von außen wahrzunehmen. 

(4) Ist Fußballanalyse unwissenschaftlich?

Es gibt, glaube ich, noch eine große Kluft zwischen der klassischen Wissenschaft und was sie [die klassische Wissenschaft] denkt, wie eine Spielanalyse ablaufen sollte und wie wir es dann im Endeffekt machen. 

Ich finde es total spannend, dass wenn man sich deine Art eine Analyse zu machen anschaut, feststellt, dass es wissenschaftliche Aspekte hat und ähnlichen Strukturen folgt, die dann gewisse Erkenntnisse produzieren. Der Prozess ist vergleichbarer mit einer Geisteswissenschaft.

Ja, ich finde den Vergleich sehr passend. Also Text- oder Filmanalyse im Vergleich zur Fußballanalyse. Im Endeffekt ist die Interpretation von etwas gesehene, gelesenen in einem bestimmten Medium. Ich glaube, dass es sehr stark zusammenhängt. Dass merkt man auch dadurch dass ähnliche Begriffe verwendet. 

Über CF

Taktik. Ballbesitz. Veloso. Twitter: CF
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