Am letzten Wochenende spielten sie noch in der U17-Bundesliga, am Montag reisten sie mit kleineren Problemen nach Bulgarien.
Der U17-Jahrgang gilt als einer der vielversprechendsten Deutschlands – allen voran mit Starspielern Felix Passlack und Dzenis Burnic, die mit dem BVB die Staffel West fast Bayern-haft dominierten und gewannen. Beide waren übrigens schon im Winter mit den Profis im Trainingslager und erhielten kürzlich Profiverträge. Im Kader lassen sich etliche solcher Ausnahmetalente – hier sei Niklas Dorsch vom FCB erwähnt – erkennen, mit denen Chrtistian Wück arbeiten darf.
Als offizielles Ziel wurde das Erreichen des Halbfinals angegeben, womit man sich für die Weltmeisterschaft qualifizieren würde. Insgeheim macht man sich aber auch verdiente Hoffnungen auf den Titel.
Wie erwähnt reiste das Team erst am Montag an, Trainer Wück hatte also höchstens zwei Einheiten, um mit dem Team zu arbeiten – noch weniger als wir es sowieso auf Nationalmannschaftsniveau gewohnt sind.
Dementsprechend simpel war die taktische Ausrichtung im klassischen 4-4-2/4-2-3-1 mit typischen DFB-Mechanismen, wie diagonales Absichern und Halbraumkombinationen, die hier nicht weiter diskutiert seien. Stattdessen wollen wir auf individuelle Besonderheiten, und wie sie das Spiel beeinflusst haben, eingehen.
Die erste Halbzeit mit Problemen
Wie schon erwähnt aus zu erwartenden Gründen war das Pressing nicht sonderbar komplex. Insbesondere in der ersten Hälfte war es durch (zu) viel Passivität geprägt; häufig sah man die Abwehrkette diagonal fallen, statt noch etwas länger die Höhe zu halten – möglicher Weise aus einer anfänglichen Vorsicht heraus. Jedenfalls führte das zu einer suboptimalen vertikalen Kompaktheit, die das gesamte Spiel auseinander zog. Gleichzeitig sorgte die Vorsicht, kombiniert mit meist zu hektischen Entscheidungen der Belgier, zu einer guten Endverteidigung, wo die Kette individuell sehr gut agierte.
Der rechte Verteidiger Belgiens Delorge agierte deutlich offensiver als sein Gegenpart, woraufhin Köhlert ihn mannorientiert und weit verfolgte. Bei Kreuzbewegungen auf Außen stimmte hier die Abstimmung mit Akyol oft nicht und man fing potentiell gefährliche lange Bälle in den Rücken, aus denen Belgien allerdings kaum etwas heraus spielte.
Kapitän Passlack, aka offizieller Pressinggott, positionierte sich auf der rechten Seite höher und lenkte mit Hilfe seines Deckungsschattens viele Angriffe schon über eine clevere Positionierung ab. Ballfern blieb er oft höher und bildete assymetrische 4-3-3-Staffelungen, da er auf Konter zockte. Durch diese hohe Positionierung hielt er seinen nominellen Gegenspieler Janessen davon ab, weit aufzurücken. Aber auch ansonsten – eigentlich untypisch für Passlack – half er defensiv wenig mit. Er rückte selten in den Halbraum ein und unterstützte Rechtsverteidiger Busam praktisch nie beim Doppeln. Der hatte aufgrund dieses Lochs, das Belgien durch Achter Mangala immer wieder überlud, seine Probleme, die Angriffe immer abzulenken. So verbuchte Belgien viele Flanken von dieser Seite aus, von denen auch ein paar gefährlich wurden.
Unglücklicher Offensivrhythmus
Bei Ballgewinnen suchten die Deutschen dann immer wieder ihren Kapitän Passlack auf der rechten Seite. Wegen der vorher erwähnten schwachen vertikalen Kompaktheit und zu langsamen Aufrücken fehlte hier immer wieder die Unterstützung. Außerdem trafen die Spieler aber auch häufig schwache Entscheidungen. Passlack fokussierte sein eigenes Dribbling zu sehr, bei dem er zudem recht stur den vertikalen Weg die Linie entlang suchte, wo er sich dann irgendwann isoliert fand. Problematisiert wurde diese Thematik durch Zehner Niklas Schmidt, der zwar über punktuell starke Dribblingansätze und prinzipiell über eine überragende Technik verfügt, aber insbesondere im Passspiel häufig katastrophale Entscheidungen trifft. In diesem Offensivrhythmus – Belgien fiel nicht konsequent, übte gleichzeitig aber auch nur minimal Druck aus – war er dann denkbar schlecht eingebunden und verschlimmerte diesen Offensivrhythmus wiederum selbst. Sein Bewegungsspiel war zu dominant, wodurch er Verbindungen in die Mitte kappte, zudem verlor er eben viele Bälle durch schwache Entscheidungen, auf die wiederum wegen nomineller Unterlegenheit nicht gegengepresst werden konnte. Einfach gesagt hätte Deutschland hier häufiger die Angriffe abbrechen sollen und Unterstützung abwarten sollen.
Zweite Hälfte intensiver und dominanter
So ging es mit einem 0:0 in die Pause, in der Wück Innenverteidiger Abu Hanna statt Akyol auf den Platz schickte. Außerdem schien die Parole zu sein, deutlich aggressiver und mutiger zu Werke zu gehen, denn das Pressing steigerte sich zur zweiten Halbzeit deutlich. So wurde man Stück für Stück besser und setzte sich immer fester in der gegnerischen Hälfte fest. Belohnt wurde man durch zwei Traumtore aus der Distanz durch Passlack und Schmidt.
Danach ging Schmidt raus und Burnic kam auf die Sechs, während Saglam auf die Zehn wechselte. Dort schien Saglam deutlich besser eingebunden als auf der Sechserposition, auf der er zuvor einige Probleme hatte. Außerdem beruhigte der umsichtige wie auch sehr kreative Burnic das Spiel weiter. Zwischendurch wechselte Passlack auf die linke Seite, von wo aus er angenehmere diagonale Wege suchte. So wurden die vorherigen Probleme des zu hektischen und unausgewogenen Vertikalspiels immer weiter ausgebessert und Deutschland dominierte die zweite Hälfte deutlich und konnte so den letztendlich verdienten ersten Sieg einfahren.
Fazit und Ausblick
Hier sei noch explizit Sechser Niklas Dorsch gelobt, der an diesem Tag wohl stärkste Mann auf dem Platz. Er überzeugte durch extreme Erfolgsstabilität im Dribbling, womit er sich aus komplizierten Drucksituationen löste. Außerdem war er sehr umsichtig im Passspiel und verteilte die Bälle gewissenhaft. Auch defensiv zeigte er unzählige starke Ballgewinne. Leider verletzte er sich, sein Wadenbein ist gebrochen. Gute Besserung und wir hoffen ihn bald wieder spielen sehen zu dürfen.
Eine beeindruckende Mannschaft scheint sich uns hier zu bieten, die übrigens auch deutlich überzeugender auftrat als das spanische Jugendteam im Spiel zuvor. Es wäre schön, wenn weiter an Pressingmomenten, insbesondere am Gegenpressing, das oft unnötig lasch war, gearbeitet werden könnte. Mit Hinblick auf lediglich drei Tagen Pause bis zum nächsten Spiel am Samstag, scheint das allerdings unmöglich. Doch auch so scheint Deutschland ein begründeter Titelaspirant zu sein, den es sich lohnen wird weiter zu verfolgen.
Es wäre durchaus möglich schon jetzt individuelle Spielerbewertungen abzugeben, in denen zum Beispiel der in der zweiten Hälfte im Dribbling starken Köhlert gelobt werden könnte, der beeindruckend umsichtige Busam, den im Strafraum brandgefährlichen ansonsten aber noch wenig eingebundenen Eggestein oder die lobenswert mutigen, langen Bälle von Keeper Frommmann, die er auf die Außenverteidiger spielte, wenn Belgien in ein 4-3-3 auf die tiefe Torwartkette vorschob.
Damit werde ich aber lieber bis zum Ende des Turniers warten, um dann mit mehr Videomaterial eine besser fundierte Spielercharakterisierung abzuliefern.
Zwei belgische Talente und David Luiz
Wer sich auch für belgische Talente interessiert, seien folgende Drei ans Herzen gelegt: Als großes Talent gilt der riesige Strafraumstürmer Vaerenberg. Daneben an diesem Tage sehr überzeugend war Achter Ademoglou, der vor allem im Dribbling und als kreativer Verbindungsspieler überzeugte. Außerdem Innenverteidiger und Kapitän Faes; er sieht nicht nur haargenau aus wie David Luiz, er dribbelt auch so und macht sogar die gleichen dummen Fehler!
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Ich Danke Euch für die immer wieder absolut spannenden Berichte!!!!