Der Artikel ist von Nils Poker und CF geschrieben.
Am ersten Spieltag nach der Winterpause trafen der FC Augsburg und die TSG Hoffenheim aufeinander. Während der Hoffenheimer Kader über die Winterpause recht unverändert blieb, konnte sich der FCA mit einer Personalie sehr gezielt Verstärken. Gemeint ist der Transfer des talentierten Pierre Emile Höjbjerg vom FC Bayern. Bei dieser Verpflichtung gelang es den Fuggerstädtern wohl sich gegen namenhafte Konkurrenz durchzusetzen. Entscheidend für Höjbjergs Entscheidung pro Augsburg war wohl die Perspektive, wo sonst könnte er mit einem ähnlich guten Spieler wie Daniel Baier zusammen spielen?
Die Grundausrichtungen
Hoffenheim begann die Partie in einem 4-3-3. Man überließ den Augsburgern zunächst einmal den Ballbesitz überließ (68%:32% Ballbesitz in den ersten 15min). Mit zunehmender Spieldauer (und dem Rückstand) übernahm man aber immer mehr Spielanteile, so dass der FCA am Spielende nur noch ein leichtes Ballbesitzplus hatte. Der Hoffenheimer Plan zu Beginn war wohl durch das eigene 4-3-2-1 Mittelfeldpressing Umschaltaktionen zu generieren. Firmino und Volland orientierten sich stark an den Passwegen zu Baier oder Højbjerg und das tiefere dreier Mittelfeld bestehend aus Schwegler, Polanski und Salihovic verschob immer recht ballorientiert.
Die Augsburger wiederrum zeigte sich stark im Aufbauspiel und konnte somit den Hoffenheimer Plan durchkreuzen, wobei es Hoffenheim trotzdem gelang Baier etwas aus dem Spiel zu nehmen und ihn in eine etwas andere Rollenverteilung zu zwingen.
Das Aufbauspiel
In der Hinrunde war ein zentraler Bestandteil des Augsburger Aufbauspiels, das sehr hohe Aufrücken des Linksverteidigers Baba und das darauffolgende Herauskippen Baiers nach Links. Hierdurch entstand dann eine Dreierkette im Aufbau. Da Baba aber momentan mit der ghanaischen Nationalmannschaft beim Afrikacup weilt und man mit Höjbjerg einen weiteren hochklassigen 6er dazugewinnen konnte, musste man das Aufbauspiel etwas umstellen. Erstens konnte sich Baier nicht mehr ganz so konsequent in die typischen Angriffe einbinden, die eben daraus bestanden den Raum für den Linksverteidiger freizuschieben und zweitens erhielt er nicht so viele Pässe im Zentrum, da Hoffenheim diesen gut verstellte um so das Spiel auf die Flügel zu lenken und Feulners strategische und technische Schwächen auszunutzen.

Höjbjerg kippt ab hinter Verhaegh, Frimino läuft ihn so an, dass er nach außen gelenkt wird. Interessant, er lässt die Abkippbewegung zu und verschiebt erst, wenn er den Ball bekommt.
Baier wird von Volland gedeckt und verschiebt so nicht wirklich horizontal. Es entsteht ein Loch im Zentrum.
Generell lässt sich zum Augsburger Aufbauspiel gegen die TSG sagen, dass man sich zumindest in der ersten Halbzeit darauf konzentrierte über die Flügel aufzubauen und man selten früh durch die Mitte kam. So kamen nur 24% der Angriffe durchs Zentrum, während 41% über rechts kamen und 35% über die linke Seite. (Quelle @whoscored)
Dies war natürlich dem Hoffenheimer Pressing zu zuschreiben, aber lag auch ein bisschen an dem teilweise sehr flügellastigem Entscheidungsrhythmus von Höjbjerg, Altentop oder Feulner. Hoffenheims Taktik war in diesem Zusammenhang eigentlich sehr clever, doch dass sie trotzdem nicht funktionierte, zeigt Augsburg stärker und Entwicklung. Teilweise kommt es nämlich vor, dass Augsburg dann in eine sehr Flankenfokussiertes Spiel verfällt, was natürlich nicht die übliche Effektivität hat, aber bei Augsburg eben doch gut eingebunden wird. Generell haben sie gute nachstoßende Bewegungen in den Strafraum und auch im Strafraum haben sie dadurch eine gute Aufteilung, dies führt dazu, dass sie selbst durch harmlose Flanken relativ viel Gefahr erzeugen können. Der Entscheidungsrhythmus einzelner Spieler ist also sehr gut eingebunden und führt so dazu, dass der Gegner selten die Offensive von Augsburg ganz aus dem Spiel nehmen kann. Sie sind also immer sehr konstant in jedem Spiel präsent und können übe ihre individuelle Klasse und ihre taktischhe Ausrichtung gefährlich werden. Dies macht die Mannschaft gegen fast jedes Teams gefährlich, da man gerade bei der Gegner Anpassung nicht wirklich einen Knotenpunkt finden kann, den man verhindern könnte. Hoffenheim entscheid sich für Baier als größte Gefahr und spielte ein 4-3-2-1 Pressing in dem man aber generell schwer Zugriff auf die Flügel bekam und welches ein sehr aktives verschieben forderte. Obwohl das Pressing Augsburg Ballbesitz eher auf die Flügel lenkte und somit zu den Spielern mit den vermeintlich schwächeren Entscheidungsfindungen, hatte Augsburg sich bereits daran angepasst und konnte aus einem hohen Flügelfokus, mit vielen Flanken, einfachen Spielzügen und ein paar Kontern immerhin drei Tore machen.

Volland orientiert sich an dem Passweg zu Baier. Firmino hat eine zockende Rolle und orientiert sich lose an Verhaegh. Das dreier Mittelfeld verschiebt, schön gestaffelt zum Flügel. Fehlen hat zwei Optionen, das Zentrum wird kaum besetzt und die Offensive ist klar in zwei Teile geteilt. Baier sichert ab und Højbjerg ist vertikaler mit Tendenz im Bewegungsspiel zum Flügel

Baier gefangen im 4-3-2-1 von Hoffenheim. Firmino orientiert sich am Passweg, wenn auch schlampig, Feulner hat nicht das strategische Geschick, den kleinen Kanal zu bespielen. Polanski rückt auf den Außenverteidiger heraus, Schwegler und Salihovic rücken ballorientiert nach.
Augsburg löst die Situation über einfach gruppentaktische Element und ein sehr flügellästige Spiel. Bobadilla lässt sich vermehrt fallen und Esswein ist diagonaler und tororientierter.
Feulner für Baba
Für Baba rückte Feulner in die Mannschaft. Der alternde Allrounder besitzt nicht die Dynamik Babas weshalb er eine andere Rolle ausfüllte. Anstatt bereits früh hochzuschieben interpretierte Feulner seine Rolle konservativer und brachte sich vermehrt in den Aufbau ein. Damit einhergehend blieben natürlich Baiers herauskippende Bewegungen nach Links aus und er fokussierte sich mehr auf den linken Halbraum und das Zentrum. Der Aufbau über Links gelang in der ersten Hälfte nicht besonders gut, da Feulner sich zu oft nur an der Seitenauslinie orientierte und sich teils bereits mit der Ballannahme so strategisch ungeschickt bewegte, dass er nur noch die Linie entlang spielen konnte. Die Folge waren einige lange Bälle Feulners, die der Hoffenheimer Abwehr keine Probleme bereiten konnten.
Auf der rechten Seite hatte sich Weinzierl aber etwas Besseres überlegt, auch wenn auch hier in der ersten Hälfte Probleme auftraten.
Verhagh rückte im Aufbau bereits recht früh auf, woraufhin dann Höjbjerg hinter ihm herauskippte. Er bildete eine Aufbau-3er-Kette mit den Innenverteidigern und sammelte auf Rechts, respektive im Halbraum viele Ballkontakte. Höjbjerg konnte von dieser Position aus das Spiel aufbauen, wobei es oft recht stringent über den Flügel/Halbraum ging. Verhagh konnte so in manchen Situationen seine sehr guten kombinativen Fähigkeiten einbinden, wenn er von Höjbjerg die Linie entlang angespielt wurde und dieser dann nachrückte.
Wie schon erwähnt gab es aber auch auf Rechts Probleme. Es fehlte ähnlich wie auf Links öfters die effektive Anbindung in Zentrum. Dies begründete sich darin, dass Baier und Altintop tendenziell etwas linksorientierter waren und somit die Verbindungen oft nicht ganz gegeben waren. Aber auch Höjbjerg drehte sich immer wieder zu schnell mit dem Sichtfeld zum Flügel und spielte wenige effektive Spielverlagerungen oder Pässe ins Zentrum. Hier war er im Halbraum vielleicht etwas zu präsent, wobei er immer wieder stark mit seinen Läufen zum Flügel tendierte, was ganz gut in den Rhythmus passte. So bereitete er auch das erste Tor mit einer Flanke vor.
Baiers Rolle:
Baier war zwar im Aufbau nicht so stark eingebunden wie gewohnt, spielte aber trotzdem eine wichtige Rolle im FCA-Spiel, da er seine unfassbaren Stärken im Gegenpressing und bei zweiten Bällen sehr gut einbringen konnte. So positionierte er sich im weiteren Angriffsverlauf recht zentral und es gelang ihm einige zweite Bälle, nach FCA-Flanken oder langen Bällen, im Zentrum zu erobern. Diese Sicherheit bei zweiten Bällen dürften dazu beigetragen haben, dass die Hoffenheimer auch fast nie zu Umschaltaktionen kommen konnten. Außerdem postierte er sich auch in der Endverteidigung sehr geschickt, probierte immer die Verbindung zwischen Firmino und Volland zu trennen, ordnete sich in die Schnittstellen ein oder verschob intelligent zum Flügel um die Situation zu isolieren. Außerdem konnte er natürlich auch im typischen 4-4-2 Pressing glänzen und gerade das Duo Baier und Höjbjerg ist natürlich individuelle sehr gut im Pressing. Höjbjerg der zu oft nur auf seine physischen Fähigkeiten reduziert wird, ist ähnlich wie Bayer auch ein sehr intelligenter Pressingspieler. Altintop und Bobadilla pressten sehr aggressiv über ihre Physis und mi straken Lenkbewegungen. Baier und Höjbjerg sammelten die langen Bälle dann auf und konnten direkt den Gegenangriff einleiten.
Der FCA kriegt seine Probleme immer besser in den Griff
Mit fortlaufender Spieldauer wurde der FCA aber immer besser. Besonders in der zweiten Hälfte gelang es zunehmend bessere Verbindungen im Aufbau zu generieren. Baier rückte mehr nach rechts rüber und stellte so eine Anspielstation für Höjbjerg da. Auf Links stellte besonders Altintop im Halbraum bessere Staffelungen her, die Feulner aber nicht immer konsequent bespielte, aufgrund seiner strategischen Probleme.
Nach Höjbjergs Auswechslung in der 71. Minute gab es das Herauskippen im Aufbau durch seinen Ersatz Dominik Kohr nicht mehr und Baier wurde mehr in den sicheren Aufbau einbezogen.
Noch ein bisschen Ji
Kurz vor der Halbzeit wurde dann auch noch der Rückkehrer Ji für den verletzten Esswein eingewechselt. Der Südkoreaner (warum war er eigentlich nicht beim Asiencup?!) rückte für Bobadilla in die Spitze, während dieser Essweins Position übernahm. Ji und Bobadilla erzeugten im weiteren Spielverlauf auch interessante Synergien. Jis starkes Ausweichen zum Flügel und in die Halbräume ergänzte sich sehr gut mit Bobadillas starker Tororientiertheit vom Flügel aus. Gerade bei Umschaltaktionen waren diese Bewegungsmuster sehr gut zu erkennen. Jis Ausweichen könnte in Zukunft noch interessant für den FCA werden, wenn man es einbindend um die Anbindungsprobleme im Zentrum zu bespielen. Auch Feulner öffnet nun durch seine tiefere Position Raum vor ihm, den Ji dann mit seinen Ausweichbewegungen nutzte. Altentop positionierte sich gut für Folgeaktionen, so dass dort eine gute aber nicht mehr ganz so durchschlagkräftige Dynamik entstand.
Fazit
Die Augsburger waren sehr sicher im Aufbauspiel und es gelang ihnen gut gegen das potenziell gute Pressing Hoffenheims aufzubauen. Höjbjerg wurde gekonnt eingebunden auch wenn es noch kleinere Schwierigkeiten gab, die aber bereits während der Partie immer besser durch Anpassungen abgemindert werden konnten. Gerade die Sorge Höjbjerg und Baier könnten sich gegenseitig durch Höjbjergs Dominanz blockieren, wurde nicht bestätigt. Es wird interessant sein zu beobachten wie der FCA die eigene Aufbaustruktur verändern wird wenn Baba zurückkehrt.