KF-Trainerblog #3

Schon lange gab es auf Konzeptfussball nichts Neues zum Lesen und der vergangene Teil unseres Trainerblogs ist auch schon wieder vier Monate her. Um dies zu ändern, gibt es mal wieder ein kurzes Update mit zwei Trainingseinheiten. 

Von meiner eigenen Mannschaft gibt es ehrlich gesagt nicht viel zu berichten. Interessanter ist da schon, dass ich zuletzt öfters bei der Mannschaft eines Kumpels ausgeholfen habe. Das Team ist neu aufgestiegen in die U16-Landesliga in Niederösterreich und erzielt aktuell auch dort sehr gute Ergebnisse. Vor zwei Jahren war ich mit dem Team bereits auf Trainingslager, danach habe ich es allerdings nicht weiter verfolgt und kannte die Mannschaft vor diesem Sommer fast gar nicht. Nun war ich erneut mit auf Trainingslager und habe das Team auch so mehrmals trainiert.

Der Trainer der Mannschaft ist ein Ex-Teamkollege von mir. Er war demnach ebenso nur im unteren Amateurbereich tätig und fokussiert sich nun auf die Trainerarbeit. Dabei ist er nicht ganz so tief drinnen in der Materie was Taktik und Trainingsmethodik betrifft, jedoch hat er einen super Umgang mit den Spielern und ist sehr gut in der Mannschaftsführung. Zudem ist er ein sehr bauernschlauer Typ und macht implizit sehr viel richtig, in gemeinsamen Gesprächen überraschte er mich anfangs desöfteren mit seinen Ideen und Ansätzen. Bezüglich Spielmodell sind seine Vorstellungen nicht ganz so deutlich formuliert. Die Mannschaft spielt in einer 4-2-3-1-Formation, kommt dabei viel über den Flügel und arbeitet dort gut mit hinterlaufenden Außenverteidigern, einrückenden Flügelspielern und einem auf Außen unterstützenden Zehner. Bei gegnerischem Ballbesitz verteidigt das Team in der Regel sehr hoch und dabei stark mannorientiert. Vieles im Spiel basiert auch weniger auf genauen Vorgaben und ergibt sich recht organisch.

Für meine Trainingseinheiten wurde mir von meinem Trainerkollegen quasi völlige Freiheit gelassen. Die Mannschaft kannte ich zunächst kaum und ich wusste nicht mehr als oben beschrieben. Für die Trainingsplanung stellte ich mir daher einfach die Frage, wie ich mit diesen talentierten Spielern möglichst gut trainieren kann, ohne dabei genau zu wissen, auf was für ein Spielmodell hingearbeitet werden soll. Ich entschied mich dazu, das Ballbesitzspiel zu fokussieren und vermehrt Positionsspielelemente einzubringen. Die Trainingseinheiten kamen bei den Spielern sehr gut an, besonders das ausschließlich in Spielformen gearbeitet wurde gefiel ihnen. Zwei dieser Einheiten möchte ich nun vorstellen.

Einheit I:

Das Training begann zunächst wie immer mit einer Rondovariante, in diesem Fall mit einem ganz einfache Eckchenspiel im 7vs2. Währenddessen baute ich die Übungen auf, was vor Trainingsbeginn leider nicht möglich war, da der Platz noch von anderen Teams genutzt wurde. Im Anschluss folgte eine weitere Rondovariante, welche ich mir von Hoffenheim-Jugendcoach Jens Schuster abgeschaut habe. Ein Feld mit Mittelzone wurde aufgebaut, fünf Spieler positionieren sich außen, drei Spieler innen und ein Spieler besetzt die Mittelzone. Die drei Verteidiger müssen Pässe in die Mittelzone verhindern und dürfen diese dabei nicht betreten. Die Offensivspieler müssen den Ball laufen lassen bis sich die Möglichkeit ergibt, den Mittelspieler anzuspielen. Dann geht der Mittelspieler nach Außen und derjenige, der den Pass gespielt hat, geht in die Mitte. Die Verteidiger bleiben fix und wechseln nach einigen Minuten. Zunächst wurde für jeden erfolgreichen Pass und für jede Balleroberung ein Punkt vergeben. Danach gab es für die Verteidiger erst einen Punkt, wenn sie es nach Balleroberung schafften aus dem Feld herauszudribbeln während die Offensivspieler natürlich gegenpressen. Für die Offensivspieler gab es einen Punkt, wenn der Mittelspieler mit dem ersten Kontakt einen erfolgreichen Pass spielte. Als nächste Stufe musste der Mittelspieler auf einen dritten Spieler weiterspielen, wofür er nun aber zwei Kontakte zur Verfügung hatte. Gecoacht wurden in der Übung das Anbieten auf Lücke des Mittelspielers sowie die frühe Orientierung der Außenspieler, welche anfangs oft weiterpassten, obwohl ein Zuspiel in die Mitte möglich gewesen wäre, oder den Ball erhielten und erst dann aufschauten und dabei mit Ball am Fuß warteten während die Verteidiger schon wieder in Position waren.

Es folgte ein Positionsspiel im 3vs3 +3, welches zunächst mit drei, später mit zwei Kontakten gespielt wurde. Ein Punkt gab es, wenn eine Mannschaft von einer Seite zur anderen Seite durchkombinierte, was aufgrund der 6vs3-Überzahl für die Spieler nicht besonders schwierig war. Ich coachte dabei anfangs ein wenig die Positionierungen der Offensivspieler, welche die Breite zu wenig ausnutzen oder teils zu dritt in einer Linie standen. Die zwei Außenspieler neigten dazu, passiv in ihrer Position stehen zu bleiben und sich nicht aktiv auf Lücke mitanzubieten. Als dies besser wurde musste ich die Defensivspieler mehr coachen, da diese anfangs zu wild nach vorne pressten und dabei Optionen hinter sich zu wenig beachteten.

Danach wurden die zwei 9er-Gruppen zusammengelegte und eine große Spielform mit allen 18 Spielern durchgeführt. Der Fokus lag dabei auf der Kreation von Torchancen. Das Spielfeld wird hierfür in drei Zonen unterteilt. In der Mittelzone wird 4+4vs4+4 gespielt. Vier Offensivspieler bewegen sich im Feld, zwei Anspieler stehen außen, zwei Anspieler an der Linie zwischen Mittel- und Angriffszone. Die Anspieler haben nur einen Kontakt zur Verfügung. Nach je fünf Minuten wechseln Innen- und Außenspieler. Ziel ist es, mit einem Spieler in die Angriffszone zu gelangen und dort ein Tor zu erzielen, wobei ein Verteidiger ebenfalls mitgehen darf. In das Angriffsdrittel musste immer auf eine bestimmte Art eingedrungen werden. Zunächst durch ein Dribbling, dann durch einen Doppelpass, dann durch eine Direktpass auf eine Dritten. Am Ende wurden für den Spaßfaktor auch noch zwei kurze Durchgänge mit Abschlüssen nur aus dem Mitteldrittel gespielt.

Leider war das Abwehrverhalten in der Übung schwach, was es den Offensivspieler häufig zu einfach machte. Die Defensivspieler pressten trotz der 8vs4 Unterzahl aggressiv nach vorne anstatt sich mehr auf die Verteidigung des Übergangs von Mittel- zu Defensivzone zu konzentrieren. Hier hätte ich vermutlich noch mehr eingreifen müssen, um dies zu ändern. Das Offensivspiel passte dafür ganz gut und es wurden viel schöne Pässe mit gutem Timing in die Tiefe gespielt. Im Anschluss wurde das Training mit einem Match im 11vs9 abgeschlossen.

Einheit II:

Das Training wurde wieder mit einem Eckchenspiel begonnen. Danach folgte eine Rondovariante mit drei Dreierteams und drei Zonen. Mit zwei Kontakten wurde 3vs1 gespielt, nach fünf Pässen konnte verlagert werden. In der Mittelzone blieben zwei Verteidiger und versuchten die Verlagerung abzufangen. Jede erfolgreiche Verlagerung zählte als Strafpunkt für die Defensivmannschaft. Die Verlagerungen durfte ausschließlich flach gespielt werden. Gecoacht wurde in der Übung nicht besonders viel, die Offensivspieler erfüllten ihre Aufgabe ganz gut und nutzten öfters mehr als fünf Pässe, um nach einer geeigneten Lücke für die Verlagerung zu suchen. Viel Coaching betraf die Defensivmannschaft, welche in der Mitte ordentlich verschieben musste, mit hoher Intensität und nach Verlagerungen möglichst schnell attackieren sollte.

Die nächste Spielform war ein 4+4vs4+4 +1. Der Fokus lag dabei auf Spiel auf den Dritten, weshalb Rückpässe verboten waren und die Außenspieler nur einen Kontakt hatten. Durch Erreichen einer gewissen Zahl an Pässen in Serie erhält man einen Punkt. Die vier Innenspieler der Ballbesitzmannschaft hatten oft eine unpassende Aufteilung und agierten generell etwas zu ballorientiert. Nach Verlagerungen auf einen Außenspieler mangelte es diesem daher häufig an einer Option für einen Direktpass. Dass die Spieler dem Ballführenden zu nah entgegen kommen und dadurch eine unpassende Struktur entsteht war ein generelles Problem in vielen Übungen mit der Mannschaft, wobei ich hier immer wieder kleinräumigere Freilaufbewegungen innerhalb der Position forderte, was mit der Zeit auch besser umgesetzt wurde. In dieser Übung gab es auch einen schönen Fortschritt zu sehen und mit besserer Aufteilung konnte die Ballbesitzmannschaft die hohe Überzahl auch besser ausspielen.

Die dritte Spielform war ein Zonenspiel mit drei Zonen (jede Zone war so groß wie ein Strafraum). Begonnen wurde beim Tormann in der ersten Zonen, wo im 4vs2 mindestens fünf Pässe erzielt werden musste, ehe man in die Mittelzone vordringen durfte. Derjenige der den Pass in die Mitte spielte oder den Ball in die Mitte dribbelte, musste mitgehen und so eine 4vs3-Überzahl herstellen. Der Ball durfte sofort ins Angriffsdrittel gebracht werden, wobei wieder ein Spieler mitgehen musste.

Normalerweise bin ich kein Fan davon, wie hier im Spielaufbau im ersten Drittel mit einer vorgegeben Passzahl zu arbeiten, da dies Ballbesitz als Selbstzweck fördert und dadurch an Wert verliert. In diesem Fall entschied ich mich dazu, um den fußballerisch schwachen Torhütern mehr Ballkontakte zu ermöglichen und die Aufbauraute einzuüben. Trotz des rechten großen Spielfeldes passierten dabei überraschend viele Fehler und es war merkbar, dass dieses 4vs2 als Spielaufbau im eigenen Strafraum doch deutlich anders ist als ein standardmäßiges, unspezifisches 4vs2-Rondo. Erschwert wurde der Spielaufbau anfangs auch durch die schlechten Positionierungen der Mittelfeldspieler, welche teilweise zu dritt am Übergang zwischen ersten und zweiten Drittel warteten und somit den vier Aufbauspielern den Raum zustellten. Nach meinen Anweisungen durfte sich daraufhin nur noch ein Mittelfeldspieler tief anbieten, die anderen zwei sollten sich höher positionieren, um besser anspielbar zu sein oder den Aufbauspielern Raum zum Andribbeln zu öffnen.

Abgeschlossen wurde das Training mit 25 Minuten freiem Spiel im 9vs9.

 

 

 

Über Alex Belinger

War als Kind zu oft in Italien auf Urlaub und mag jetzt italienischen Fußball.
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6 Kommentare

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