Retroanalyse: FC Barcelona – Real Madrid 5:0

Nachdem fast vier Jahre vergangen sind, wird es Zeit sich das denkwürdige und besondere „El Classico“ noch mal genauer anzuschauen.

Dieses El Classico ist nicht nur aufgrund des besonderen Ergebnisses so denkwürdig, nein, auch weil im Camp Nou der erste gegen den zweiten der spanischen Liga spielte. Und alles, was die beiden Mannschaften trennte war ein einziger Punkt, es war also so etwas wie das Finale um die Meisterschaft.
Mourinho hatte seit seiner Ankunft in Madrid noch kein einziges Spiel verloren und eine für ihn typische Mannschaft gebildet. Auch beiden Aufstellungen boten erstmal nur wenige Überraschungen. Barcelona agierte ihn ihrem typischen 4-3-3 in dem Abidal, Puyol, Piqué und Alves die Verteidigung bildeten. Davor spielte, dass frisch gebackene Weltmeister-Trio bestehend aus Xavi, Busquets und Iniesta. Auf den Flügeln agierten mit Pedro und Villa ebenfalls zwei Weltmeister. Komplettiert wurde die hochwertige Mannschaft dann von Messi, der als falsche Neun fungierte. Madrid war nicht ganz so klangvoll und überragend besetzt, trotzdem tummelten sich mit Ramos, Casillas und Alonso auch hier mehrere Weltmeister.

Pep kontert Mourinhos Matchpläne

Wie gewohnt spielte Barcelona mit einer Asymmetrie im Aufbauspiel. Abidal rückt nicht so hoch auf und bildetet mit Piqué und Puyol eine Dreierkette im Aufbauspiel. Dafür rückte Alves sehr hoch auf und agierte als Breitengeber auf der rechten Seite. Mourinho wollte unbedingt die bekannte Ballzirkulation von Barcelona verhindern und legte sich eine passende Staffelung zurecht, in der sich Ronaldo an Abidal orientierte und die Passwege zu ihm kappte. Di Maria orientierte sich auf der anderen Seite an Alves und verfolgte ihn stark manorientiert, so dass bei Ballbesitz von Barcelona eine 5-3-2 artige Formation entstand. Mourinho agierte auf die Asymmetrie von Barcelona also ebenfalls mit einer Asymmetrie. Dies schien zu Beginn auch relativ gut zu klappen, doch nach wenigen Minuten stellte Pep Guardiola um und nutzte die höhere Rolle von Ronaldo und die dadurch entstehende Asymmetrie aus. Iniesta sollte sich vermehrt in den Raum hinter Ronaldo fallen lassen. So konnte er erstens die Anbindung an den Flügel, die durch Abidals Isolation teilweise verloren gegangen war, wieder herstellen und gleichzeitig ein Verschieben des Madrileners Mittelfeld provozieren. Diese Verschiebebewegungen waren fatal, da dadurch der Raum vor Piqué frei wurde und Barcelona mit schnellen Verlagerungen und gut getimten Vorstößen von Piqué immer wieder für Gefahr sorgen konnte.

Ronaldo orientiert sich lose an Abidal, dadruch wird der PAssweg zu Iniesta geöffnet, der sich im Raum (Gelb) hinter Ronaldo befindet. Alves rückt sehr strak auf und bindet Di Maria. Es entsteht ein 5-3-2/5-2-3 und Pique hat viel Raum vor sich, den er mit Vortsößen nutzen kann.

Ronaldo orientiert sich lose an Abidal, dadruch wird der PAssweg zu Iniesta geöffnet, der sich im Raum (Gelb) hinter Ronaldo befindet. Alves rückt sehr strak auf und bindet Di Maria. Es entsteht ein 5-3-2/5-2-3 und Pique hat viel Raum vor sich, den er mit Vortsößen nutzen kann.

Ab diesem Zeitpunkt hatte Barcelona wieder die komplette Kontrolle, konnte Reals Madrid von einem Raum in den nächsten jagen und sogar noch die Asymmetrie ausnutzen. Mourinhos Matchplan war wenige Minuten nach Spielbeginn dahin und Real war bereits im Strudel der puren Dominanz von Barcelona gefangen. Doch Mourinho antwortete schnell auf die Anweisung von Pep und tauschte die Asymmetrie. Ronaldo ging auf den linken Flügel und sollte sich nun an Piqué orientieren und seine Vorstöße eindämmen und ihn isolieren. Dafür wechselte Di Maria auf den rechten Flügel und sollte nun vermehrt den Raum um Iniesta besetzen und so verhindern, dass Iniesta weiterhin so viel Zugriff auf das Spiel bekam. Doch die Anpassung kam zu spät. Barcelona hatte ihre Dominanz bereits wenige Minuten vorher in ein Tor umgemünzt. Iniesta war es, der aus dem linken Halbraum, dem offenen Raum hinter Ronaldo, einen schönen Pass auf Xavi spielte, dieser hob das Leder mit etwas Glück über Casillas ins Tor. Doch auch diesmal schien die Anpassung von „The Special one“ zu fruchten, wenn auch nur für kurze Zeit. Denn nach ein paar Minuten verwandelte Pep Guardiola Mourinho wieder in „the beaten one“ und lies ihn mit einer geschickten aber simplen Anpassung wieder in seinem Schatten stehen. Denn auch er wechselt kurzer Hand die Asymmetrie. Piqué ging auf die linke Seite, wo er nun wieder Platz für seine Vorstöße fand. Auch die Asymmetrie zwischen Alves und Abidal wurde getauscht. Alves stand nun tiefer und kümmerte sich vermehrt ums Aufbauspiel. Abidal spielte höher und zog die Maria mit sich, so dass wieder die 5-3-2 Formation bei Real entstand. Iniesta wechselte mit Xavi und ging wieder in den Raum hinter Ronaldo. Es stand quasi wieder alles auf Null.

Pep tauscht die Asymmetrien. Alves bleibt nun tiefer, und bindet so Ronaldo. Dadurch entsteht wieder Raum (Gelb) hinter Ronaldo, in den sich iniesta fallen lassen kann. Auf der anderen Seite steht Abidal höhe rund bindet Di Maria, dadurch öffnet er Raum für Pique. Villa udn Pedro laufen oft gezielt ins Abseits. Dadurch sind vertikale Läufe der beiden für die Verteidiger nochs chwerer zu verteidigen und die Abwehr wird nach hinten gerückt. Kleines Detail aber große Wirksamkeit.

Pep tauscht die Asymmetrien. Alves bleibt nun tiefer, und bindet so Ronaldo. Dadurch entsteht wieder Raum (Gelb) hinter Ronaldo, in den sich iniesta fallen lassen kann.
Auf der anderen Seite steht Abidal höhe rund bindet Di Maria, dadurch öffnet er Raum für Pique. Villa udn Pedro laufen oft gezielt ins Abseits. Dadurch sind vertikale Läufe der beiden für die Verteidiger nochs chwerer zu verteidigen und die Abwehr wird nach hinten gerückt. Kleines Detail aber große Wirksamkeit.

Mourinhos Anpassung verpuffte und Barcelonas Dominanz nahm wieder zu. Daraufhin gingen Mourinho die Ideen aus, jeder seiner Anpassungen wurden mit einer noch besseren Anpassung gekontert. Also entschied er sich dafür, einfach nochmal die Asymmetrie zu tauschen um wenigsten für kurze Zeit ein wenig Kontrolle über das Spiel und einen noch kleineren Teile Kontrolle über den Gegner zu bekommen. Doch wie schon so oft in diesem Spiel kam die Anweisung zu spät. Es war Madrid und Mourinho 20 Minuten nicht gelungen, die filigrane und flüssige Ballzirkulation der Blaugrana zu unterbinden. Dafür bestrafte sie Barcelona mit einem schönen ersten Tor in der 10. Minute und einem noch in der schöneren Tor im der 16. Minute von Pedro. Es war ein Tor, welches sinnbildlich für die Klasse des damaligen Barcelonas steht. Nach 21 Pässen und mehreren brillanten Aktion von Busquets ist es schließlich Pedro, der den Raum von Messi nutzt, der sich immer wieder fallen lässt und mal wieder zeigte, dass er durch einfaches Übergeben zwischen den Ketten nicht zu stoppen ist. Er beweist sogar, dass er nicht nur wegen seiner unglaublichen Torquote in Erinnerung in bleiben sollte, sondern auch für seine guten raumschaffende Bewegungen und Dribblings einen Platz im Pantheon des Fußballs verdient hat.

Kurz vor Ende der ersten Halbzeit weicht Pep dann ganz von der Asymmetrie ab uns stellt auf ein symmetrisches 4-3-3 um. Die beiden Außenverteidiger agieren im Aufbauspiel fast durchgehend auf gleicher Höhe und fungieren nun beide stärker als Raumöffner, statt als Raumnutzer. Ronaldo und Di Maria orientieren sich wie gewohnt lose an beiden Außenverteidigern von Barcelona und es entsteht eine 4-2-4 Pressingformation, da Özil im Pressing auf Piqué rückt um diesen zu pressen. In dieser, durch die neue Staffelung von Barcelona erzeugten Formation, findet man viel Raum auf den Flügeln. Dieser wird genutzt von Messi, der sich nun stärker auf den linken Flügel fallen lässt und von dort seine inversen Dribblings ins Zentrum startet. Pedro und Villa schieben höher, stehen breiter und drücken die Viererkette von Madrid stärker nach hinten. Dann lauern sie vornehmlich auf Pässe durch die Schnittstellen und betätigen sich als Raumnutzer von Messi. Die Überladungen werden noch stärker fokussiert und primär auf den Flügeln durchgeführt, dadurch nimmt die Qualität des Gegenpressings zu und Konter von Madrid sind eigentlich kaum noch vorhanden.

Abidal und Alves stehen nun gleich hoch. Özil und Alonso orientieren sich an Busquets und Xavi. Messi weicht stärker auf den Flügel aus um den Raum zu nutzen, der durch die tiefere Rolle von Alves geöffnet wird. Dort hat er viel Raum und eine konstante 1 gegen 1 Situation. Pedro und Villa lauern auf Pässe hinter die Abwehr von Madrid.

Abidal und Alves stehen nun gleich hoch. Özil und Alonso orientieren sich an Busquets und Xavi. Messi weicht stärker auf den Flügel aus um den Raum zu nutzen, der durch die tiefere Rolle von Alves geöffnet wird. Dort hat er viel Raum und eine konstante 1 gegen 1 Situation. Pedro und Villa lauern auf Pässe hinter die Abwehr von Madrid.

2. Halbzeit: Mourinho wirft das Handtuch

Nachdem Pep Guardiola zum dritten Mal die Anpassung von Mourinho gekontert hat, wirft „The Special One“ zur Halbzeit eigentlich schon das Handtuch. Für Özil kommt Lass Diarra ins Spiel und er stellt auf ein symmetrisches 4-5-1 um. Nun orientieren sich die drei Sechser von Madrid an dem Dreier-Gespann von Barcelona im Mittelfeld. Die Zuteilung ist relativ simpel und Madrid spielte mit noch mehr Mannorintierungen im Zentrum, dies kam gerade Messi noch einmal zu Gute, der sich nun öfter ins Zentrum fallen lies und dort für Überzahl sorgte. Eine Unterzahlsituation im Zentrum ist gegen Barcelona eher schlecht und so kam es, wie es kommen musste. Der zweite Durchgang und das komplette Spiel endete in einer einzigen großen Demütigung für Real Madrid. Am Ende sind es Villa und Jeffren, die das katastrophale 5:0 für Real Madrid besiegeln.

Über CF

Taktik. Ballbesitz. Veloso. Twitter: CF
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